Es ist ein besonderer Tag. Nicht nur für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen selbst. Jedes Jahr aufs auch für mich. Am 11. Mai durfte ich zur Jugendweihe in der Parchimer Stadthalle sprechen. Ein Auszug.


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Als ich heute Morgen am Frühstückstisch saß, habe ich mir nochmal genau angesehen, was ich Euch heute mit auf Eure lange Reise geben möchte.

Denn, das – hier und heute, vor Euch zu sprechen – ist etwas ganz anderes, als im Landtag am Rednerpult zu stehen und über Radwege oder Sport zu diskutieren.

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Daher habe ich mir Gedanken gemacht, Euch nicht zu sagen, was ihr sicher schon wisst.

(Denn) wenn ich mich an meine Jugendweihe zurückerinnere, gab es da viele Menschen, die mir Tipps und Ratschläge gaben, die oft Gut gemeint und klug waren. 

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In diesem Zuge ist mir ein Buch in den Sinn gekommen, was ich vor einigen Jahren das erste Mal gegriffen und gelesen habe: „The Big Five for Life“ von John Strelecky. 

Ich bin der festen Überzeugung, dass Ihr im Laufe Eures Lebens eines seiner Bücher in die Hand nehmen werdet oder sogar geschenkt bekommt. 

Die „Big Five“ sind im eigentlichen Sinne fünf Tiere, die man auf einer Safari unbedingt gesehen haben muss. Dazu gehören Löwe, Leopard, Rhinozeros, Elefant und der afrikanische Büffel. Die Besucher messen ihren Erfolg ihrer Safari anhand dieser Tiere. 

Natürlich werden wir nicht ein Leben darin messen, welche Tiere wir auf Safari gesehen haben. 

Aber wir können unserem Leben die „Big Five for Life“ geben. Wir können für uns selbst definieren, was wirklich zählt im Leben.

Diese Aufgabe möchte ich Euch von nun an stellen: Was möchtest Du am Ende Deines Lebens gemacht haben? Ihr könnt heute damit beginnen, zu wissen, was für Euch im Leben wirklich zählt, um am Ende sagen zu können: Ich habe alles getan, was ich mir von meinem Leben wünsche. 

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Ich kann Euch sagen: Ich wusste zu meiner Jugendweihe überhaupt noch nicht, was aus mir einmal werden sollte. 

Damals, das war zu DDR-Zeiten, vor fast 40 Jahren, saßen wir – wie Ihr – aufgereiht vor einer großen Bühne. 

Doch, ganz so schick angezogen, wie Ihr alle es seid, war ich nicht ganz. Da bin ich wirklich ein wenig neidisch!  

Das Problem, das seht Ihr: Ich bin recht groß gewachsen und hatte genau zur Zeit meiner Jugendweihe einen Wachstumsschub. Da mein Anzug jedoch bereits einige Monate zuvor gekauft werden musste, weil es im Laden nicht immer und zu jeder Zeit alles zu kaufen gab. Denn gekauft wurde, wenn es was gab und nicht wann man es brauchte. Vielleicht können sich einige der älteren noch daran erinnern.

Und das Ergebnis dessen war, das mir meine Hose gerade einmal bis zu den Knöcheln reichte, und das Sakko, gefühlt nur bis zu den Ellenbogen. Das sah recht lustig aus!    

Doch dieser Tag bleibt mir trotzdem eine wunderschöne Erinnerung. 

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Liebe Eltern, liebe Großeltern und liebe Familie,

Ihnen gebührt an diesem Tag großer Dank. Sie haben den Weg bereitet, den Ihre Kinder nun einschlagen werden. Sie haben Ihre Kinder unterstützt, ihre Ziele zu erreichen und Träume zu verwirklichen. Sie haben Ihren Kindern geholfen, einen Platz in unserer Gesellschaft zu finden.

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Nun aber zurück zu Euch, liebe Jugendliche, 

Zum Ende möchte ich Euch nicht noch mehr Weisheiten aufbrummen. Ich denke, das genügt für einen Tag. Ich möchte Euch jedoch eine Frage mit auf Euren Weg geben, die nur Ihr für Euch beantworten könnt. Weder ChatGPT noch Eure Eltern und Großeltern werden auf diese Frage eine Antwort finden.

Was sind Deine “Big Five for Life”? Was möchest Du am Ende Deines Lebens erlebt haben?

Ich wünsche Euch in diesem Sinne von Herzen alles Gute, viel Glück und Erfolg auf Eurem Weg in das „Erwachsenenleben“. Behaltet weiterhin die Lebensfreude, die ich in Euren Augen sehe und genauso das „Kindsein“. 

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